Dienstag, 17. April 2018

EXPERIMENTATION : Neuer Artikel und neue Werke - New Article and new work

oben: meine Arbeit "Figur1" in einem SAQA Artikel



Textile Identität


Ein neuer Artikel über meine Arbeit "Figur1" ist in der Zeitschrift "SAQA Journal" gerade unter dem Titel "Experimentation" erschienen.

Es freut mich, dass die Figur (2012) so noch einmal ins Rampenlicht gerückt wird. Es war eine wichtige Arbeit für mich auf dem Weg und der Gratwanderungen zwischen den Welten der Malerei und der Textilkunst. Die (künstlerische) Identitätsfrage,  der Umgang mit "Fremdkörpern" und das Erforschen der Kommunikation zwischen unterschiedlichen Welten. Wie viel Malerei verträgt Textil? Wie viel Textiles verträgt Malerei? Wann kippt die Arbeit und wird eindeutig (Gemälde oder Textile Arbeit)?

Diese Fragen stellte ich mir vor 6 Jahren, es war noch alles anders als jetzt, als ich daran arbeitete. Glücklicherweise ist auch in der Kunstwelt einiges passiert und man konnte dies auf dem gerade stattgefundenen Frühjahrsrundgang bei uns in der Spinnerei gut wahrnehmen: es gibt eine Hinwendung zur Textur und zum mixed Material. 

Das ist zwar nichts wirklich Neues, aber Gewöhnung öffnet vielleicht auch Türen für Randgebiete. Vielleicht ein Zeichen für den Willen zur Integration (?), zumindest ist es Thema und vielleicht sogar ein Trend angesichts der aktuellen Lage.

I am very excited to read the new article about my work "Figur1" in the new SAQA Journal. This work emphasizes integration and the questions around borderlines. Symbolically I worked with painterly and textile surface design techniques to integrate or to exclude strange materials and textures.


Der zweite Aspekt, der sich in der "Figur1" zeigt, ist die Frage nach der Abstraktion - auch 2012 war das für mich noch stark wahrzunehmen, wie sehr das Figürliche die Kunstszene in Leipzig dominierte. Auch das hat sich mittlerweile etwas weiterentwickelt und man sieht doch mehr Abstraktes als noch vor einigen Jahren.

New: Take risk - Take care 

So ist der Titel einer neuen Arbeitenserie (2018). 

Ich arbeite immer noch mit Grenzthemen, Metamorphosen, Schnitten, Übermalungen, Neuordnungen... Die Harmonie, das Ausbalancieren, ist nicht meine erste künstlerische Wahl in der Umsetzung, manchmal frage ich mich, ob ich das vielleicht doch mehr brauche... das Schöne als Aufforderung. 

Aber mein Fokus liegt bei den Schnittstellen, mein Interesse ist die Mixtur. 

Balance (im Werk) ist im Moment nicht das Thema. Es sind die Löcher, die Schnitte, die Schichten, die Verbindungslinien. Alles zieht mein Interesse an, das Schnittstellen und Mix ergibt. Kleben, Pieksen, Nähen, Klammern, ... haltbar oder fragil. Manchmal werden noch mehr Halterungen nötig oder ich betone die Risse, manchmal wandern Elemente zufällig irgendwohin und bekommen auf diese Weise neue Bedeutung. Material ist Symbolik und Verbindungselemente schaffen Kommunikation und Bewegung.

Es hat nie (oder noch nicht) eine Figur2 gegeben. 

Aber vielleicht steht die Zahl 1 ja für etwas Einmaliges. Wer weiß. Jedenfalls ist mir das Thema "Grenzgängern" geblieben und die Arbeiten der letzten Jahre haben sich immer damit beschäftigt, abstrakter, aber nicht lieblich oder harmonisch...viele Leute beschäftigen sich im Moment mit "Glück" und anderen Harmonien, mich interessieren vielmehr die schwierigen Schnittstellen.

Studie (2018): Fotografie, Baumwolle unbemalt, Spitze, gerissen


2018: "Take risk, take care": alte Arbeit umgewandelt, geschnitten, übermalt, mit Papier hinterlegt, und mit Sicherheitsstoffen (feuerfest) bestückt, die Ästethik nicht harmonisch sondern im Vorstadium der Integration und ohne eigentliche Identität
Das Malerische deckt ab, hinterlegte Schichtung lässt auf alte Muster (Spitze) blicken

Große Löcher ohne Hinweis auf den Grund - altes und neues Textilmaterial schwebt gleichzeitig
Flexible Ausdehnung möglich, sowohl zeitlich als auch ästhetisch

Surface Design wird unterschätzt: gerade die Details erzählen Geschichten (hier Stadtansichten Leipzig aus den 90er Jahren und Heute)

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